Berührt es mich, erfüllt es sich
Wie Worte finden für all das, was mich bewegt?
Und JA – Worte finden für das, was mich bewegt! Ich liebe meinen Beruf. Um mit Katharina Seberts Worten zu sprechen, beim Schreiben „tanze ich den heiligen Traum meines Lebens wach.“
Während ich Worte finde, bewegt dieses Finden wiederum mich. So ist es auch hier die Begegnung, der Kontakt, der Neues schafft! Worte finden für das, was mich bewegt, und das, was sich mir zeigt beim Worte finden, mich bewegen lassen. In mir geschieht die Synthese. Diese Arbeit ist heilig. Sie reinigt und klärt. Sie löst mich aus Fesseln, derer ich mir noch nicht einmal bewusst bin. Und, je freier ich mich schreibe, um so tiefer mein Blick. Und, um so tiefer mein Blick, um so größer mein Staunen. „Staunen“ ist mir auch erst durchs Schreiben so richtig bewusst geworden. Das ist was passiert, beim genau die richtigen Worte finden. Wann staune ich? Wenn ich fasziniert bin. Wenn ich es zulassen kann, etwas zu erleben, was ich noch nicht verstehe. Indem ich staune, öffne ich mich, ich vertraue. Es ist das Gegenteil von Widerstand aus Angst. Und indem ich mich öffne, kann ich empfangen.
Und hier komme ich als Autorin zur Demut. Denn was empfange ich? Das, was ich noch nicht weiß. Das, was mir noch nicht bewusst ist. Das, was ich so noch nicht gesehen habe.
Das, was in dieser Form, aus diesem Blickwinkel neu ist für mich. Und mich diesem Empfangen nicht nur zu öffnen beim Schreiben, sondern tatsächlich auch Worte und Sinnzusammenhänge im richtigen Moment zu empfangen, ja es geht noch weiter, Figuren, lebenden Wesen zu begegnen beim Schreiben, das ist das, was mich demütig macht. Ich öffne mich also nicht nur, es ist mehr, da ist wahrhaft etwas, was in Kontakt tritt mit mir.
Ich schreibe nicht alleine.
Und diese Art des Schreibens ist es, die Neuem Räume öffnet, die mir Räume in mir selbst bewusst werden lässt, die neu sind, obwohl schon immer da. Es ist ein, manchmal schonungsloses, manchmal wunderschönes ENTdecken. So lerne ich mich selbst beim Schreiben kennen auf eine unerbittlich wie liebevoll sanfte Art. Und du magst staunen oder lächeln, unerbittlich und liebevoll sanft widerspricht sich nicht.
Ich schreibe den heiligen Traum meines Lebens wach. Ich erzähle nicht nur das, was ich oder andere längst wissen. Ich begebe mich in ein Abenteuer und hoffe, dass ich beim nächsten Wort, beim nächsten Schritt Halt finde, dort, im noch Dunklen. Ich vertraue. Wenn ich achtsam genug und nicht zu fordernd oder wollend bin, geschieht mitunter das Wunder, und es zeigt sich. Und was besonders berührend dabei ist, ich suche nicht nur – der, der schreibt, kennt diesen Ruf – ich spüre, dass das, was ich suche auch mich sucht. Ich finde also nicht nur, ich werde gefunden. Das ist eine so intime wie kostbare Erfahrung. Und da ist sie wieder die Begegnung, der Kontakt. Die Sehnsucht nach Berührung wird verständlich, wenn wir uns bewusst machen, dass in jeder Berührung automatisch das Geschenk der Erfüllung anwesend ist. Die Sehnsucht nach Berührung ist also das, was den Sog der Zukunft stärker sein lässt, als es die Bremsen der Vergangenheit sind.
Berührt es mich, erfüllt es sich. Berühre ich, erfülle ich. Lasse ich mich berühren, lasse ich mich erfüllen. Was passiert genau in dem Moment?
Ich erinnere mich an das, was ich einst vergessen habe und seither suche, ja, bereits vergessen habe, dass ich es suche. Ich werde EINS mit dem, was ich vermisst und nun wiedergefunden habe. Unerlöstes findet Erlösung. Es erfüllt mich.
Das mag traurig sein oder wunderschön, egal. Indem was mich berührt, erkenne ich mich selbst. Ich erinnere mich an die / an den, der/die ich wahrhaft bin. Ich finde zu mir. Das ist, was in dem Moment passiert, da ich mich berühren lasse. Ich kehre zu mir zurück und staune.
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